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Perspektiven: Nadine Kamber, Definitiv Design

Von  | Perspektiven | 12. April 2021 | 0 Kommentare April 20th, 2021

    Perspektiven: Nadine Kamber, Definitiv Design

    Beitragsbild Perspektiven, Nadine Kamber, Definitiv Design

    Von der Polygrafin über die Grafikern hinein in die Selbständigkeit – mit einem offenen Blick in die Zukunft: Nadine Kamber im Gespräch mit dem SGD.

    Deine Geschichte in wenigen Sätzen:

    Ursprünglich habe ich eine Lehre als Polygrafin bei der Firma Scanlith in Gümligen gemacht. Danach hat mich Stephan Bundi in seinem Atelier angestellt. Während der Arbeit hat er bei mir grafische Talente gesehen und mich darin gefördert. So bin ich – praktisch berufsbegleitend – zur Grafikerin geworden. Nachdem sich Stephan entschlossen hat, beruflich etwas kürzer zu treten, habe ich einige Kunden übernehmen dürfen. So ist Definitiv Design 2015 entstanden! Erst waren wir noch im Atelier Bundi in Boll, seit 2018 fix hier in Bern.

    Heute:

    Arbeiten wir mit Vorliebe in den Bereichen Corporate Design und Signaletik – aber die Grenzen zu anderen Tätigkeitsfeldern sind fliessend – zum Beispiel zur Architektur – wo wir auch schon Farbgestaltungen für Fassaden gemacht haben. Natürlich arbeiten wir auch klassisch im Printbereich, gestalten Lehrmittel, Periodikas und setzen diese um. Und ein aktueller und besonders schöner Auftrag: Wir überarbeiten die Piktogramme der SBB und gewährleisten, dass sie auch digital funktionieren.

    Was ist euch bei eurer Arbeit wichtig?

    Unser Fokus liegt stets darauf, Sachverhalte grafisch möglichst treffend und reduziert zu vermitteln. Vorbilder dafür sind das Bauhaus und das Swiss Graphic Design. Ebenfalls sehr wichtig ist uns der Austausch und die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus anderen Fachgebieten – das bereichert, inspiriert und erweitert den Horizont.

    Was schätzt du an deiner Arbeit und was gefällt dir weniger?

    Ich schätze es sehr immer Neues dazu zu lernen. Und ich schätze auch, dass unser Beruf wichtig ist und einen grossen Einfluss auf unseren gesellschaftlichen Alltag hat. Nicht nur in Handlungen, auch emotional. Beim weniger Gefallen finde ich es schwierig etwas zu finden, weil ja alles mindestens zwei Seiten hat – aber vielleicht, dass man nicht jede tolle Idee umsetzen kann?

    Wie bringst du Freizeit und Beruf unter einen Hut?

    Das sehe ich nicht getrennt; bzw. für mich gibt es keine Work-Life-Balance – nur eine Life-Balance. Wenn es dicht wird mit der Arbeit hilft mir Yoga, mir bewusst Zeit nehmen und durchzuatmen. Und man sollte auch den Mut haben, sich zu hinterfragen: Ist es so, wie ich es mir wünsche? Sich allenfalls anzupassen und seine Meinung über das Ist zu ändern ist wichtig.

    Welchen Stellenwert hat für dich deine Ausbildung – was konntest du mitnehmen? Was hast du vermisst?

    Ich glaube stark an das Konzept von Lehrerin/Schülerin und dass es lange bestehen wird. Mein Ausbildungsort war toll, ich hatte einen sehr, sehr guten Lehrmeister. Er war streng, aber er hat mir ein Bewusstsein für Verantwortung beigebracht und eine grosse Begeisterung für das, was man tut. Begeisterung empfinde ich als wichtig – wer begeistert ist, kann besser vermitteln, andere damit anstecken und motivieren. Genauso habe ich das auch bei Stephan gespürt. Er hat mir vor allem im Bezug darauf gelehrt, was mit Grafik erschafft werden kann und er hat mir wichtige Namen im Bereich Design und Architektur vermittelt.

    Wie beurteilt ihr die aktuelle Ausbildung zum Grafiker EFZ, zur Grafikerin EFZ?

    Die duale Ausbildung hat in mir eine starke Befürworterin: Die Lernenden sehen was sie tun, erfahren einen praktischen Wert und sind vertraut mit der alltäglichen Praxis. Was man in den Berufsfachschulen evtl. noch etwas besser vermitteln könnte sind technische Basics: Dateiaufbau, Raster, konsistente Farbdefinitionen, etc. Grafik ist nicht nur Kreation, auch Technik ist Teil unseres Berufes. Und was ich mir wünsche, ist ein offener Blick in die Zukunft und in andere Fachbereiche: Architektur, Fotografie, Ton und Musik, etc. Evtl. wäre es toll eine Art Grundmodul für gestalterische Berufe zu haben und sich auf dieses aufbauend zu spezialisieren?

    Wo steht unser Beruf in fünf Jahren?

    Der Fokus auf bewegte Bilder mit Ton wird sicher stärker in unserem Beruf, um Emotionen noch besser auszudrücken und ich hoffe auf mehr Zusammenspiel mit Expertinnen und Experten aus anderen Bereichen, damit Gestaltungen auch in Zukunft möglichst durchgängig sind. Bedingt durch die aktuelle Situation rund um COVID-19, wird sicher auch der Online-Bereich zunehmen. Nicht nur gestalterisch, auch was die Angebote betrifft: z.B. bei Weiterbildungen und Anlässen. Dabei wird aber sicher auch der persönliche Austausch wichtig bleiben.

    Und zum Schluss noch dies:

    «Be water» – Bruce Lee.

    Showcase

    Perspektiven Showcase Definitiv Design, SBB-Piktogramme
    Plakat Bone Performance Art Festival
    Quartettspiel Ohni Flugi
    Perspektiven Showcase Definitiv Design, Signaletik
    Definitiv Design, Perspektiven: SSO Lehrmittel für DA-Berufsschulen, Coverkonzept
    SSO Lehrmittel für DA-Berufsschulen

    Zum Autor: Manuel Castellote ist Grafiker, Texter/Konzepter und Illustrator. Selbstständig seit 2012 und seit 2019 im Vorstand des SGD. Er lebt und arbeitet in Bern.

    Perspektiven ist eine Blog-Serie des SGD. Interviewt werden unterschiedlichste Firmen und Personen, die mit Grafikdesign zu tun haben oder hatten. Perspektiven erscheint unregelmässig, wir freuen uns über Lob und Kritik und: Die Meinungen und Aussagen der Interviewten widerspiegeln nicht zwingend die Haltung und Werte des SGD.

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